7. Queerempfang

Fang nie an aufzuhören, hör nie auf anzufangen. (Cicero)

So hätte das Motto unseres siebten Queer-Empfangs lauten können. Seit 2010 laden die Linksfraktionen im Bundestag und im Berliner Abgeordnetenhaus LSBTTI* -Aktivist*innen ein, um miteinander im Gespräch zu bleiben, aktuelle Themen zu beleuchten und gemeinsame Aktivitäten zu planen. 2016 nun zum ersten Mal im Berliner Südblock am Kottbusser Tor, einer vermeintlichen No-Go Area, dem CDU-Innensenator folgend.

Fast 200 Aktivist*innen ließen sich davon nicht abschrecken und folgten der Einladung der queer-politischen Sprecher beider Fraktionen, Harald Petzold, MdB und Carsten Schatz, MdA. Nach der Eröffnung durch den Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch, MdB und den Spitzenkandidaten der Berliner LINKEN, Klaus Lederer, MdA; diskutierten die Herausgeberin der Siegessäule, Manuela Kay und Carsten Schatz über die Herausforderungen für eine Neuauflage der "Initiative Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt" (ISV). Als kritisch, aber ambitioniert, kann man diese Runde zusammenfassen. Eine Neuauflage der ISV, wie sie die Berliner LINKE anstrebt, braucht nicht nur neue Themen und Impulse.

Neben den überfälligen Schritten der rechtlichen Gleichstellung, wie der „Ehe für alle“ und der Rehabilitierung und Entschädigung der nach den §§ 175 StGB und 151 StGB-DDR verurteilten Männer, der Arbeit im Bildungsbereich und im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, der Sicherung, Bewahrung und Präsentation der Erinnerung der LSBTTI* Communities in der Stadt, der Wiedererrichtung des Magnus-Hirschfeld-Institutes, der Förderung für Regenbogenfamilien, der Arbeit für und mit Senior*innen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten, der Öffnung der gesamten Verwaltung, der Förderung der Sichtbarkeit und der Sicherung der Rechte von Trans- und Intersexuellen, der Förderung der Selbstorganisation in den bunten Communities der Stadt wollen wir neue Themen auf die Agenda setzen. Dazu gehören die Arbeitswelt genauso wie der Sport und die weitere Verstärkung der präventiven Arbeit gegen Gewalt an LSBTTI*.

Dazu müssen wir die Arbeit der ISV auf eine breite und öffentliche Grundlage stellen und in den Communities der Stadt verankern, damit Angriffe gegen die ISV auf mehr Wiederstand stoßen, als in der Vergangenheit.

Im Gespräch mit unserer bewährten Moderatorin Gloria Viagra, erörterte Harald Petzold die Projekte der Bundestagsfraktion zur Rehabilitierung und Entschädigung der nach den §§ 175 StGB und 151 StGB-DDR verurteilten Männer. Ein Thema, das erst kürzlich durch ein Rechtsgutachten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wieder mediale Öffentlichkeit erlangt hat. Klaus Lederer hatte in seiner Eröffnungsworten darauf hingewiesen, dass es eine seiner ersten Arbeiten für die damalige PDS-Bundestagsfraktion war, in einem Rechtsgutachten zur Frage der Möglichkeit der Rehabilitierung und Entschädigung Stellung zu nehmen. Dieses Gutachten findet sich als Fußnote im erwähnten Gutachten der Antidiskriminierungsstelle des Bundes wieder, erwähnte Lederer nicht ohne Stolz.

Den Abend rundete ein Konzert der Gabys ab, zur Freude etlicher Besucher*innen unseres Empfangs.

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