Umsetzung der ISV III: Akzeptanz sexueller Vielfalt in der Verwaltung

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Klaus LedererCarsten Schatz

Drucksache 17 / 13 073 - Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaus Lederer und Carsten Schatz (LINKE)

Drucksache 17 / 13 073

Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Klaus Lederer und Carsten Schatz (LINKE)

vom 20. Januar 2014 (Eingang beim Abgeordnetenhaus am 21. Januar 2014) und Antwort

Umsetzung der ISV III: Akzeptanz sexueller Vielfalt in der Verwaltung

Im Namen des Senats von Berlin beantworte ich Ihre Kleine Anfrage wie folgt:

1. Wie viele Führungskräfte und Mitarbeiter*innen der Berliner Verwaltung haben mittlerweile an DiversitySchulungen mit dem Schwerpunkt Sexuelle Vielfalt im Rahmen der ISV teilgenommen (bitte aufgegliedert nach Verwaltungseinheiten und Halbtages-, Einund Zweitagesseminaren)? Wie werden Führungskräfte und Mitarbeiter*innen ermutigt, an diesen freiwilligen Fortbildungen teilzunehmen?

2. Welche Anpassungen wurden an den Fortbildungsveranstaltungen vorgenommen, um den „Bedarf der jeweiligen Verwaltungseinheiten“ (Antwort auf Kleine Anfrage Drs. 17/10536) besser zu treffen?

Zu 1. und 2.: Vorabinformation: Die Ermittlung der Anzahl aller Teilnehmenden sowie nach Führungskräften und Mitarbeitenden, die über das Fortbildungsangebot der Verwaltungsakademie Berlin (VAk) an Diversity Schulungen oder an anderen Inhouse Schulungen teilgenommen haben, ist im Rahmen der für die Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit leider nicht leistbar.

Die Antwort auf diese Kleine Anfrage beinhaltet auch nicht die Fortbildungsveranstaltungen, die im Rahmen der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt (ISV)“ für Lehrund pädagogische Fachkräfte durchgeführt werden (siehe Antworten auf die Kleinen Anfragen Drs. 17 / 13071 und 13072). Auch wird in dieser Kleinen Anfrage nicht auf die Fortbildungsveranstaltungen zu Sexueller Identität eingegangen, die von den Ansprechpersonen für Lesben, Schwule, Bisexuelle und transgeschlechtliche Menschen bei der Berliner Polizei durchgeführt werden.

Fortbildungen zu Diversity und dem Themenbereich Lesben, Schwule, Bisexuelle, transund intergeschlechtliche Menschen (LSBTI ) in der Berliner Verwaltung: Die Sensibilisierung für Diversity und LSBTIThemen in der Verwaltung wurde in 2012/2013 schwerpunktmäßig fortgesetzt. Es gibt verschiedene zentrale sowie dezentrale Fortbildungsangebote für Dienstkräfte des Landes Berlins zu Diversity bzw. Diversity mit Schwerpunkt sexuelle Identität, die verwaltungsübergreifend oder als Inhouse Veranstaltungen von den verschiedenen Senatsverwaltungen angeboten werden und die Zielsetzung der Initiative „Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt“ (ISV), Maßnahmen in der Berliner Verwaltung, unterstützen. Darüber hinaus wurden diese Themenfelder in verschiedenen thematischen Fortbildungsmodulen der Senatsverwaltungen oder nachgeordneter Behörden integriert.

Verwaltungsübergreifende Fortbildungsangebote:

Während verschiedene Senatsverwaltungen bzw. nachgeordnete Behörden eigene Inhouse Fortbildungen zu Diversity und „Sexuelle Identität“ anbieten bzw. für 2014 planen, bietet die Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen als Koordinatorin der ISV seit 2013 darüber hinaus jährlich eine senatsund bezirksverwaltungsübergreifende Diversity Fortbildungsreihe zum Schwerpunkt „Sexuelle Identität“ an. Diese fünftägige, verwaltungsübergreifende Fortbildungsreihe besteht aus vier Modulen und wurde auf der Grundlage des im Rahmen der Umsetzung der ISV entstandenen Fortbildungskonzeptes sowie unter Einbezug der Evaluationsergebnisse entwickelt. Die Fortbildungsreihe zielt darauf ab, Führungskräfte und Mitarbeitende aller Berliner Senatsund Bezirksverwaltungen zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auszubilden und den Austausch und die Vernetzung über die Verwaltungen hinweg zu fördern. Letzteres wurde in verwaltungsübergreifenden Fortbildungen häufig als Mehr-Wert sowie Bedarf formuliert. Im Jahr 2013 nahmen an der Fortbildungsreihe 16 Teilnehmende aus den Senatsund Bezirksverwaltungen teil. Davon waren fünf Personen Führungskräfte.

Zu einer der Hauptaufgaben der LADS gehört es auch, unter dem Dach der LADS-Akademie, Mitarbeitende der Berliner Verwaltungen sowie ihrer angegliederten Behörden und Interessierte aus der Zivilgesellschaft mit unterschiedlichen Bildungsformaten für Diversity zu interessieren und zu sensibilisieren, die Vernetzung zu fördern sowie institutionelle und individuelle Handlungskompetenzen zu stärken. Neben den merkmalsübergreifenden Diversity Trainings, die ebenfalls Themen wie sexuelle Identität sowie Mehrfachzugehörigkeiten thematisieren, werden seit 2012 auch Fortbildungen zu den Schwerpunkten „Sexuelle Identität“ sowie „Gender/Geschlechtsidentität“ angeboten, die die Ziele der ISV flankierend unterstützen. Insgesamt haben an den Diversity Fortbildungen der LADS Akademie in den Jahren 2012 und 2013, 319 Personen teilgenommen, davon waren ca. 40 % Dienstkräfte aus den Berliner Senatsund Bezirksverwaltungen. An den Diversity Fortbildungen zum Schwerpunkt „Sexuelle Identität“ haben zehn Dienstkräfte aus unterschiedlichen Verwaltungen teilgenommen.

Diversity findet als Querschnittsthema und ebenso als Schwerpunktthema im gesamten Programm der Verwaltungsakademie (VAk) als zentrale Fortbildungsdienstleisterin des Landes Berlins statt (z.B. „Train the Trainer Diversity und Genderkompetenz“ oder „Akzeptanz menschlicher Vielfalt – Führung mit Diversity“).

Auswahl an Inhouse Fortbildungen: Im Jahre 2013 fand eine halbtägige Einführungsveranstaltung für 34 Führungskräfte des Berliner Justizvollzuges und der Sozialen Dienste der Justiz statt. Hier wurde u.a. die Initiative "Berlin tritt ein für Selbstbestimmung und Akzeptanz sexueller Vielfalt" und das damit verbundene Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Homophobie vorgestellt. Ziel der Auftaktveranstaltung war die Vermittlung des Diversity-Ansatzes mit dem Fokus auf geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, die Bedeutung von Wertschätzung und Antidiskriminierung für die Berliner Verwaltung sowie den eigenen Arbeitskontext und die Rolle von Führungskräften bei der Umsetzung. Darüber hinaus fand ferner ein eintägiges Diversity-Training mit dem Schwerpunkt „Sexuelle Identität“ mit 15 Führungskräften der Berliner Justizvollzugsanstalten statt.

Ferner wird Diversity mit dem Thema „Sexuelle Vielfalt“ vor allem im Rahmen von fachübergreifenden und verhaltensorientierten Fortbildungen behandelt. Dabei werden die damit verbundenen Fragestellungen in einem berufspraktischen Kontext vermittelt, wodurch das Interesse des Adressatenkreises an der Auseinandersetzung mit diesen Fragestellungen gefördert wird. Die Thematik wird beispielsweise im Rahmen von Seminaren zu „Kommunikation und Verhandlungsführung“, „Interkultureller Kompetenz“ oder „Psychologie der Zeugenvernehmung“, aber auch als Schwerpunkt im Strafrecht zu den Themenkreisen „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“, „Extremismus, Kriminologie und Strafzumessung“ und „Homophobie“ behandelt.

Für 2014 sind Inhouse Fortbildungen zum Thema für Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Justizvollzuges und der Sozialen Dienste der Justiz und der Senatsverwaltung für Finanzen geplant.

Insgesamt müssen die Teilnehmenden nicht gesondert "ermutigt" werden, sondern haben sich selbst aus eigenem Interesse zur Fortbildung angemeldet. Des Weiteren geben die Fortbildungsbeauftragten der Behörden intern auch das gesonderte Seminarangebot der Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung (LADS) bekannt.

3. Zu welchen Konsequenzen im Bereich der Verwaltung führte die angekündigte Diskussion und Auswertung der Ergebnisse der ISV-Evaluation „im Rahmen des Prozesses der Weiterentwicklung der ISV, in entsprechenden, thematischen Fachrunden“ (ebd.)?

Zu 3.: Im Rahmen der Veranstaltung zur Vorstellung der Ergebnisse der Gesamtevaluation am 07.05.12 im Roten Rathaus wurde ein „World Café“ zu verschiedenen Themen durchgeführt, darunter auch zum Handlungsfeld „Wandel in der Verwaltung vorantreiben“. In Bezug auf Fortbildungen in der Verwaltung empfahlen die Teilnehmenden den Diversity Aspekt im Sinne eines Diversity Mainstreamings stärker hervorzuheben und die Bezirke intensiver einzubeziehen. Nach Prüfung der Ergebnisse der Gesamtevaluation und den Empfehlungen wurde die in Frage 1 bereits erwähnte senatsund bezirksverwaltungsübergreifende Diversity Fortbildungsreihe zum Schwerpunkt „Sexuelle Identität“ entwickelt und erprobt. Eine Anmeldung verpflichtet die Teilnahme der jeweiligen Dienstkraft an allen Modulen. Die einzelnen Module finden dabei möglichst an unterschiedlichen Orten u.a. auch vor Ort bei LSBTI Organisationen statt.

Zusammensetzung der Fortbildungsreihe:
Modul 1: Diversity-Grundlagentraining (zwei Tage) Modul 2: Dimension „Sexuelle Orientierung“ (ein Tag)

Modul 3: Dimension „Geschlechtsidentitäten“ (ein Tag)

Modul 4: Umsetzung in die Praxis: Transfer und Ergebnissicherung (ein Tag).

 

Berlin, den 25. Februar 2014

In Vertretung

Barbara L o t h

Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen

(Eingang beim Abgeordnetenhaus am 03. Mrz. 2014)